Wir lieben es, zu pickeln, zu sägen, Ast- und Steinhaufen zu bauen, Neophyten den Garaus zu machen, Schilf zu mähen, Hecken zu pflanzen etc. Dabei werden wir nicht selten nass - sei es vom Regen oder vom vielen Schwitzen. Hier berichten wir von unseren Einsätzen in den Naturschutzgebieten der Aufsichtskreise Unteremmental und Oberaargau! Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ein milder, sonniger Frühlingstag bricht an, als wir im Naturschutzgebiet Önztäli eintreffen. Das Begrüssungskomitee ist hochkarätig – drei auffliegende Bekassinen! Unser Obmann Paul ist begeistert: «Vermutlich profitiert die bedrohte Vogelart von der Senke, welche wir zur Förderung der Kreuzkröte angelegt haben. Das Tolle an Aufwertungsmassnahmen ist, dass immer mehrere Tier- und Pflanzenarten davon profitieren.»
Wenig später betritt der nächste geflügelte Star die Bühne. Pfeilschnell schiesst ein Eisvogel an uns vorbei. Wie die Bekassine scheint auch er sich hier wohl zu fühlen. Kein Wunder, bietet das Önztäli den beiden doch paradiesische Lebensräume. Denn: Die Önz gehört zu den wenigen Flüssen im Kanton Bern, die auf weiten Strecken einen freien Lauf geniessen dürfen. In Heimenhausen ist dies ausgeprägt der Fall: Hier mäandert die Önz, sucht sich immer wieder neue Wege. Dadurch schafft sie sandige, feste Prellwände. Ideale Nistplätze für den Eisvogel und diverse Insektenarten.
Auch der Biber fühlt sich hier sichtlich wohl. Er fällt fleissig Bäume, baut Burgen, Fress- und Spielröhren. Macht alles «drunger und drüber».
Bild rechts: Hier ist eine sogenannte Biber-Mittelburg zu sehen. Der Eingang liegt wie immer unter Wasser, die Burg ragt bis ins Feld. Hier scheint der Biber aber zu weit raufgegraben zu haben. So, dass sich das Erdreich abgesenkt hat und das Dach des Biberkessels eingestürzt ist. Das Loch hat der Biber geflickt, indem er Äste abegelagert und verstrebt hat.
Gewährt man Flüssen freien Lauf, verändert sich die Landschaft ständig, geht Land verloren. Auch der Biber gestaltet Landschaften neu. Das sorgt nicht bei allen Bauern für Begeisterung. Im Naturschutzgebiet Önztäli haben Biber und Co. Glück – Bio-Bauer Ruedi Bühler, Besitzer des angrenzenden Landes, ist ein grosser Natur- und Tierfreund. Er gewährt der Natur viel Raum.
Ruedi Bühler selbst pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur und Landwirtschaft, Abteilung Naturförderung. Darüber hinaus vermag er aber auch andere Bauern in Heimenhausen für die naturnahe Landwirtschaft zu begeistern und fungiert so gewissermassen als «Öffner für die Biodiversität». Ruedi freut sich denn auch sehr über unseren Pflegeeinsatz in «seinem» Naturschutzgebiet, packt tatkräftig mit an und lädt zum feinen Zmittag auf seinem Hof (Merci Ruedi und Vroni!).
Gemeinsam schaffen wir so einiges an diesem schönen Frühlingstag:
WIR SCHNEIDEN KOPFWEIDEN ZURÜCK.
AUS GEHÖLZSCHNITT (ÄSTE, ZWEIGE, REISIG) GESTALTEN WIR EINE SOGENANNTE BENJES-HECKE.
Das Prinzip der Benjes-Hecke besteht darin, Hecken nicht durch Neuanpflanzung, sondern durch Windanflug und durch Samen aus dem Kot rastender Vögel aufbauen zu lassen. Dazu wird Gehölzschnitt (Äste, Zweige, Reisig) durcheinander, als Haufen oder in Streifen, als Wall locker gestapelt oder besser einfach abgekippt, was wiederum dem Schutz der heranwachsenden Pflanzen dient. Darüber hinaus bietet
das locker gelagerte Totholz Lebensraum für zahlreiche Vogelarten (hauptsächlich Heckenbrüter), Kleinsäuger und Insekten. Indem die Vögel das «Saatgut» auf natürliche Weise einbringen, «scheissen sie sich ihre Hecken selbst». 😊
«Nid nume dr einzig Maa, sondern ono dr einzig, wo chrampfet», könnte man meinen...
...von wegen! Obmann Paul zeigt nur vor, wie man Kopfweiden richtig schneidet, damit Jasmin und Ramona ans Werk können.
...währenddessen «bauen» Iris und Ruedi gemeinsam eine wunderschöne Benjes-Hecke.
Für mich ein unvergesslicher Pflegeeinsatz in einem der wohl schönsten Naturschutzgebiete des Kantons Bern!😊
Ein grosses MERCI an...
... alle HelferINNEN (heute waren wir ein reines Frauen-Team😊)
.... unseren begnadeten Geschichtenerzähler, allwissenden Spitzen-Obmann - und heute Hahn im Korb - Paul Burri
... Ruedi und Vroni Bühler für ihr Engagement in Sachen Biodiversität und das feine Zmittag!
Angie
Eigentlich war das Entfernen der beiden Neophyten «Kirschlorbeer» und «Runzelblättriger Schneeball» bereits für März 2020 vorgesehen. Wegen des damaligen Lockdowns konnten diese Arbeiten jedoch nicht ausgeführt werden. Da ein Teil des Gebietes in Kürze beweidet wird und die beiden Neophyten womöglich für Geissen und andere Haustiere giftig sein könnten, mussten diese noch vor der Beweidung ausgegraben und entfernt werden.
Die in grosser Zahl vorhandenen Brombeeren und die vom Biber gefällten Bäume machten das Heraustragen der Neophyten aus dem Gebiet nicht gerade einfacher. Auch gab es mehr Material als gedacht. Die unwillkommenen Sträucher wurden auf einen Anhänger geladen und zur korrekten Entsorgung der Verbrennung zugeführt.
Auch ein Teil der Armenischen Brombeere vorne am «Högerli» wurden ausgegraben und entfernt. Ausserdem wurde die Natursteinmauer wieder freigesetzt und kann nun getrost dem ersehnten wärmenden Frühling entgegen schauen. Trockenmauern bieten eine Fülle von verschiedenen Lebensräumen. Heisse und kalte, trockene und feuchte, schattige und besonnte Plätze liegen auf engstem Raum nahe beieinander. Eine Vielzahl von Insekten, Spinnen, Schnecken, Reptilien, Amphibien finden im Spaltensystem einer Trockenmauer ideale Rückzugs-, Jagd- und Überwinterungsmöglichkeiten.
Zum z`Nüni gab es diesmal ein feines Rüeblicake von Jacqueline. Sie fuhr dafür extra nach Burgdorf. Danke Jacqueline, das Cake war meeeeeega lecker! Das Mittagessen wurde von Kathy im Restaurant Bahnhof abgeholt und konnte im gut durchlüfteten Schöpfli, etwas abseits der Bise eingenommen werden.
Trotz der etwas «luftigen» Wetterbedingungen konnten sämtliche Arbeiten erledigt werden.
Ein grosses Danke an die fleissigen Helferinnen und Helfer.
Obmann Paul Burri
Samstagmorgen 9.00 Uhr, das Thermometer zeigt minus 8 Grad an. Dazu geht eine starke Bise mit bis zu 30 km/h. Es fühlt sich also deutlich kälter an. Fünf freiwillige Naturschutzgebietspfleger*innen lassen sich den Pflegeeinsatz jedoch nicht nehmen und trotzen der Kälte. Endlich wieder draussen arbeiten und etwas Gutes tun, was gibt es da Schöneres! Dafür nimmt man gerne auch die Kehrseite der Medaille in Kauf....
So schlimm ist es dann aber doch nicht. Solange du dich bewegst, hast du auch warm. Nur nicht lange stehen bleiben, dann bekommst du rasch kalte Füsse und kalte Hände. Drei schönen Weiden wird eine neue Frisur verpasst - sie werden «auf den Kopf» geschnitten. Dazu kommen Astschere, Fuchsschwanz, aber auch die Motorsäge zum Einsatz. Dazwischen ein kurzer «Boxenstop» mit warmem Tee aus der Thermosflasche.
Kurz vor Mittag fährt Kathy, unser «z`Nüni-Blitz» vor, die nun - coronabedingt - zum «Mittags-Blitz» geworden ist.
Rasch werden fünf Stühle und ein rundes Tischchen aufgestellt. Jeder fasst sich eine Militär-Gamelle und schon wird den Teilnehmer*innen
heisse Gemüsesuppe mit Würstchen in die Gamelle geschöpft. Die Gemüsesuppe à la Kathy-Spezial wärmt Bauch und Hände gleichermassen. Während die wohltuende Suppe gegessen wird, erhalten die Teilnehmenden bereits Informationen über die Arbeit nach dem Essen.
Heckenschneiden ist angesagt. Dazu werden ausgewählte Weissdorn- und Schwarzdornsträucher stark zurückgeschnitten. Oder wie der Fachmann sagt: «auf den Stock geschnitten». Das abgesägte Material wird in die Hecke eingearbeitet und bietet kleinen Säugetieren Schutz vor einheimischen Räubern, aber auch vor Hunden und Katzen.
Vielen herzlichen Dank an die Helfer*innen und an Kathy für das vorzügliche Mittagessen!
Euer Obmann
Paul
Ein bisschen nervös bin ich ja schon, als ich mit Angie um 9 Uhr auf den Parkplatz beim Naturschutzgebiet Bleiki in Wangen an der Aare fahre. Würden ich und meine leider nicht sehr stark ausgeprägte Oberarmmuskulatur diese Arbeit überstehen?
Doch bereits der Empfang der – aus Corona-Gründen – kleinen Runde ist so warm, dass ich mich gleich wohl fühle. Dann geht es an die Arbeit: Eine Gruppe kümmert sich um die Auslichtung des Waldes, damit der Lebensraum für licht- und wärmeliebende Tiere und Pflanzen erhalten und gefördert werden kann. Tagfalter, Vögel, Käfer, Reptilien und Blütenpflanzen werden sich freuen! Gearbeitet wird mit Motorsäge, Baumschere und Fraues-/Manneskraft. Und (was mir besonders gefällt) mit viel Humor und dem beiläufigen Vermitteln spannender Infos zu Natur und Lebensräumen.
Die andere Gruppe (unter anderem mit mir) baut den Amphibienpool. Obmann Paul spricht davon, nun den «Märchenwald» zu betreten. Er übertreibt nicht! Das Wurzelwerk eines umgekippten Baumes erinnert tatsächlich an einen mystischen Ort in einem Phantasieland. Die vermoosten Wurzeln bieten Zaunkönigen perfekte Bedingungen für ihre Nistplätze. Im Bereich des entwurzelten Strunks soll nun der lehmige Schlamm abgetragen werden, damit Amphibien im wasserhaltigen Boden Laichplätze finden. Meine Oberarmmuskulatur wird beim Schaufeln tatsächlich beansprucht, doch die Vorfreude auf den Fröschli-Pool lässt jegliche Ermüdungserscheinung vergessen.
Am Mittag bringt Kathy eine herrliche Gemüsesuppe zum Waldrand, gegessen wird auf Wald-Fauteuils (made by Paul) und aus Gamellen. Die Muskeln entspannen sich, der Energietank ist dank dem feinen Essen (inklusive tollem Cake von Vreni) wieder gefüllt. Auch meine Kraft reicht gut, um am Nachmittag das geschnittene Gehölz zu Asthaufen zusammenzutragen. Ja, meine Bedenken bleiben unbegründet: Die Oberarme schmerzen zwar ein bisschen, doch sie halten der Arbeit stand. Ich freue mich auf weitere lehrreiche Einsätze für Flora und Fauna. Und auf das Wiedersehen mit motivierten, warmherzigen und spannenden Menschen.
Euer Neumitglied
Mirjam
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